Kolumne

Muttertag

Von Katja Müller

Zum Muttertag planten mein Mann und ich eine Kanufahrt, die an unserem Grundstück enden sollte. Dauer 4 Stunden. Einer der Jungs fuhr uns mit Kanu und Greta raus. Greta liebt Kanu und Wasser und wir wollten mit ihr das Erlebnis teilen.
Es ging los, die Tour sind wir zu zweit noch nie gefahren, durch die Größe unseres Kanus und den manchmal engen Windungen und überhängenden Bäumen wurde es eine anspruchsvolle, teilweise anstrengende Fahrt.

Nach circa 2 Stunden Fahrt waren wir im Moorgebiet mit Wäldern, hier ist es ein wenig dunkler und kühler, die Au aber ein wenig breiter. Greta konnte sich nicht mehr halten und sprang einfach ins Wasser. Die Temperatur lag bei ca. 8 Grad, sie liebte es, schwamm vor uns her wie ein Seepferdchen, mit ihrer Rute steuerte sie die Windungen entlang, ließ sich mit der Strömung treiben und wurde schneller und schneller.

Wir kamen nicht mehr hinterher, immer schneller stießen die Paddel ein, mein Mann am fluchen, ich am schreien: Greta, GRRREEEETAAAAA! Irgendwann hatten wir das Gefühl zu ihr durchzudringen, die Au wurde schmaler und tiefer, Baumstumpen hier und da, Äste peitschten uns.

"Pass doch auf, die Steine da!“, doch zu spät, mit einem lauten Ruck liefen wir auf, das Kanu drehte sich von der Strömung her, die Seite lief mit Wasser voll, wir kenterten, Jan hatte eine flache ebenere Stelle auf der linken Seite erwischt.
Leider fiel ich ein wenig tiefer mit meinem linken Bein auf einen Baumstumpf, versuchte mich auszubalancieren, bleib in dem Moorsand des Grundes stecken und fiel der Länge nach.
Mir war kalt, Jan auf der anderen Seite, sah Greta aus dem Wasser endlich an Land kommen.“ Greta, GRETA HIER!“ Doch anscheinend hatte Greta keine Orientierung mehr. Sie lief, nein sie raste den Abhang der bedeckt mit Brennnesseln, Disteln und Farn war, hinauf auf eine Wiese und war nicht mehr zu sehen. Jan versuchte hinterher zu kommen. Die Brennnesseln färbten seine Beine rot.
Ich konnte nur auf der anderen Seite stehen bleiben, da die Au so tief war, suchte ich mühevoll, vor Kälte klappernd nach den Paddeln und einem Weg auf die andere Seite. Irgendwann spürte ich meine Beine kaum mehr.
Jan kam zum Ufer zurück, zornig und sauer, Greta nicht in Sicht.
Endlich kam ich auf der anderen Seite an.
Mir war so kalt und nun merkte ich, wie sehr mein Bein wehtat. Zu süß, dass mein Mann trotz alledem noch an den Muttertag dachte und hatte eine Flasche Sekt, etwas Süßes und eine Picknickdecke dabei...
Ich wollte ihm den Gefallen tun, doch ich hörte nicht auf zu klappern, mein Bein tat weh und Greta war immer noch nicht in Sicht.
Wir sahen zu, ein wenig trocken zu werden und das Kanu zu richten, da endlich kam Greta, sie überfiel uns regelrecht, als ob sie uns soooo vermisst hätte.
Also alle wieder ins Kanu, es ging weiter unter den Bäumen wurde es merklich kühler und Greta fing an zu frieren, kein Wunder, klitschnass…sie bekam die Picknickdecke und als wir an eine freiere Strecke kamen, sah man zumindest ein wenig Sonne. Paddeln tat ich nur noch um nach Hause zu kommen. Jan hinter mir immer noch am Fluchen:“ Ohne Hund wäre das nicht passiert, du musst nur geradeaus Paddeln, was machst du da?"
---
Nach gefühlten Stunden kamen wir, ich zumindest mehr als ausgepowert, kalt und mit Schmerzen zuhause an.
Greta nass, frierend, aber glücklich und Jan frustriert.
Naja, von da an haben wir Muttertage zwar immer noch zusammen ohne Hunde verbracht, aber bestimmt nicht mehr auf der Au!

Genug ist genug.
 
In diesem Sinne, viele Grüße von

zurück zur Übersicht